Im Oktober 2017 jährt sich die Oktoberrevolution zum hundertsten Mal. Ein Jahrhundert ist nun vergangen, seit dem die revolutionären Massen “alle Macht den Sowjets” rufend, in Petrograd die Waffen gegen, die Ausbeuter und Kollaborateure hoben. Mit dem Ruf nach “Brot! Frieden! Freiheit!” reihte sich die Oktoberrevolution, als Ausgangspunkt eines Jahrhunderts revolutionärer Kämpfe und imperialistischer Kriege, in die Weltgeschichte ein. Die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik wurde zum ersten sozialistischen Staat im 20. Jahrhundert und verkörperte fortan für lange Zeit die Hoffnung und Sehnsucht der Unterdrückten und Ausgebeuteten auf ein befreites Leben.
Die sozialistische Revolution wurde so zum Inspirationpunkt, um im Zeitalter des imperialistischen Kapitalismus dem historischen Wunsch der Unterdrückten nach Freiheit und Gerechtigkeit, konkreten politischen Form und somit Ausdruck zu verleihen. Die imperialistische Kette an ihrem schwächsten Glied, im rückständigen und agrarischen Russland zu brechen, hieß nichts anderes, als dass die sozialistische Revolution die Möglichkeit eröffnete revolutionäre Kämpfe von China und Indonesien bis hin zu Kuba und Chile zu führen.
Während die Sowjetunion durch den Druck der konter-revolutionär und imperialistischen Interventionen einerseits und andererseits durch ihre Unfähigkeit die Mentalität der Gesellschaft zu transformieren, einen Prozess einschlug in dem der Staat immer weiter wuchs, und letzten Endes selbst imperiale Züge annahm die ihren Höhepunkt in dem offenen Verrat an der Revolution mit der Politik der friedlichen Koexistenz fand, eröffneten sich immer wieder neue Kämpfe überall auf der Welt. Vor allem nach der Befreiung Europas vom Joch des Faschismus durch die Rote Armee, erstarkte der Ruf nach der Revolution und der Befreiung vom Kolonialismus im Trikont. Die chinesischen Massen proklamierten die Gründung der Volksrepublik China 1949, Vietnam, Algerien und Kuba bekämpften den Imperialismus und Kolonialismus mit allen Mitteln und gaben den Verdammten dieser Erde das Selbstvertrauen sich zu erheben. Der Geist der Matrosen von Potemkin lebte fortan in den anti-kolonialen Befreiungskämpfen des Trikont weiter, der Ruf war immer noch der gleiche: Brot! Frieden! Freiheit!
Diese Forderung wurde mit Putschs und Massenmorden an den Völkern erwidert, wie einst Jack London es charakterisierte, war die Antwort der Bourgeoisie: „Wir haben keine Worte an sie zu verschwenden. Wenn Sie Ihre gepriesenen starken Hände nach unseren Palästen und unserer purpurnen Herrlichkeit ausstrecken, werden wir ihnen zeigen, was Kraft ist. Das Gebrüll der Granaten und Schrapnells, das Knattern der Maschinengewehre wird unsere Antwort sein. Wir werden die Revolutionäre unter unserer eisernen Ferse zermalmen, und wir werden über sie hinweg schreiten.“
Lateinamerika, Afrika und Asien wurden in Blut ertränkt, Palästina und sein ewig 10 jähriger handala wurden zur permanenten Anklage, die das kapitalistische System und seine Verbrechen bis heute brandmarkt. Doch die Kämpfe hörten nicht auf, wo sie auch unterdrückt wurden, haben sie sich neu formiert und wurden sie wo anderes von Neuem aufgenommen, denn „soziale Prozesse kann man weder durch Krieg noch mit Gewalt aufhalten“.
Und so trug der Klang des erstens Schusses von Mahsum Korkmaz am 15. August 1984 den Geist aller vergangenen Kämpfe in sich. Die Kugel die einen Kolonialisten niederstreckt und einen Kolonisierten, Mensch werden lässt, die Kugel auf die eigene kapitalistische Mentalität, vereinte die Erfahrung einer Geschichte des Kampfes gegen Unterdrückung in sich und entfachte aufs Neue das Feuer Kawas in den Bergen Kurdistans. Während mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion einer der größten sozialistischen Experimente der Geschichte sein Ende fand und vom kapitalistischem System das Ende der Geschichte proklamiert wurde, gingen die Kämpfe der Unterdrückten weiter. In einer Zeit der allgemeinen Niedergeschlagenheit und des Verrates an den eigenen Idealen, proklamierte Abdullah Öcalan: „Auf den Sozialismus zu bestehen bedeutet auf das Menschsein zu bestehen.“
Gerade der Zusammenbruch der Sowjetunion ermöglichte es erst den revolutionären Bewegungen eine notwendige Kritik und Selbstkritik durchzuführen und ihre Theorie und Praxis weiterzuentwickeln. Vielleicht ist die PKK einer der wenigen Bewegungen die diesen Prozess erfolgreich durchführen konnte und ihre revolutionäre Praxis gestützt auf die eigene Geschichte dekolonisieren und vertiefen konnte und dadurch fähig war Alternativen zum bestehenden kapitalistischen System zu entwerfen. Der revolutionäre Kampf für „Brot!Frieden!Freiheit!“ geht unvermindert weiter. Heute 100 Jahre nach der Oktober Revolution wird in der Föderation Nord-Syrien (Rojava), im 6. Jahr der Revolution dieser Traum voran geführt. In Rojava wurde die Kette an ihrem schwächsten Glied zerrissen und der Prozess für den Aufbau räte-demokratischer Strukturen jenseits des Staates von der Avantgarde angestoßen.
Es bilden sich Kommunen, und Räte die den Willen der Bevölkerung Ausdruck verleihen und eine Selbstermächtigung über das eigene Leben ermöglichen. Damals wie heute jedoch, bedrohen Imperialismus und Konterrevolution die Errungenschaften der Revolution.
Das kapitalistische System führt einen Krieg der Systeme auf allen möglichen Ebenen gegen Rojava, durch wirtschaftliche, politische, kulturelle und militärische Methoden soll eine Revolution, die sich für die Schwesterlichkeit der Völker im Nahen Osten erhoben hat von denn revolutionären Kämpfen der Welt entfremdet, isoliert und in Abweichung geführt werden, damit man sie brechen kann. Trotz dem aufgezwungenen Krieg, trotz der geographischen Umstellung durch die reaktionären Staaten, trotz alledem, leistet Rojava Widerstand und erschafft seine Alternativen. Denn die Geschichte ist eine Geschichte der Kämpfe der Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker, eine Geschichte, die sehr viel weiter zurückgeht als die Oktoberrevolution, nicht nur 100 sondern seit tausenden Jahren sagt die Revolution: Ich war! Ich bin! Ich werde sein!
Suphi