Mandela und Rêber Apo: Ein gemeinsamer revolutionärer Weg für die Freiheit der Völker

Vor genau 35 Jahren, am 11. Februar 1990, wurde Nelson Mandela nach 27 Jahren Haft in Südafrika freigelassen. Dieser Tag markiert sowohl den Erfolg eines intensiven Kampfes im Rahmen einer weltweiten Kampagne zur Befreiung Mandelas, als auch den Beginn eines neuen Prozesses. Am 11. Februar 1990 wurde eine neue Seite der Geschichte geschrieben. Die 27 Jahre des Schattens haben sich in Südafrika erhellt, um Platz zu machen für ein herausforderndes Projekt, nämlich das Wiederaufbauen einer Gesellschaft, die von drei Jahrhunderten Kolonialisierung und Apartheid verwüstet wurde. Denn diese Geschichte hat gewaltige Risse in der Gesellschaft hinterlassen. Mandela ist der Mann, der sein ganzes Leben lang für die Überlegenheit der Weißen über die Schwarzen gekämpft hat. Er ist der Revolutionär, der immer das Ideal einer gleichberechtigten und freien Gesellschaft verteidigt hat.

Der 9. Oktober 1963 war der Tag des Rivonia-Prozesses, an dem Mandela sein Todesurteil in eine lebenslange Gefängnisstrafe umgewandelt wurde. 35 Jahre später, am 9. Oktober 1998, war es auch der Tag, an dem die internationale Verschwörung gegen Rêber Apo (Abdullah Öcalan) begann. Zunächst aus Syrien vertrieben, reiste Rêber Apo dann in viele Länder, bis er von Mandela das Versprechen erhielt, in Südafrika Asyl zu bekommen. Dieser Vorschlag konnte jedoch nie umgesetzt werden, da die Kräfte der internationalen Verschwörung Rêber Apo während eines Zwischenstops in Kenia am 15. Februar 1999 gefangen nahmen und an den türkischen Staat übergaben. Rêber Apo lebte seitdem in eine strikte Isolationshaft, die bald in ihr 27. Jahr eintritt.

Mandela hat stets große Unterstützung für das kurdische Volk gezeigt. Er weigerte sich sogar, in die Türkei zu reisen, um den Atatürk-Preis zu erhalten, und sagte: “Ich werde nicht in ein Land gehen, in dem das Blut der Kurden vergossen wird und in dem eine Politik der Diskriminierung der Kurden verfolgt wird.” In einer Botschaft an das kurdische Volk im Jahr 1997 sagte Mandela auch: “Wir wissen, was es bedeutet, in seinem eigenen Land unterdrückt zu sein. Wir kennen den Schmerz einer Mutter, deren Kind verschwunden ist. Wir wissen, was es für ein Kind bedeutet, seine Muttersprache nicht sprechen zu können. Wir wissen, wie es ist, wenn die eigene Nationalität und Kultur beleidigt wird. Das ist es, was die türkische Regierung den Kurden antut. Und deshalb bin ich heute nicht euer Gast, ich bin nicht euer Gast, ich bin Teil des kurdischen Kampfes. Ich bin einer von Ihnen. Wir wissen, daß die Europäische Gemeinschaft, und insbesondere Deutschland, den Terrorismus und die Sicherheit als Ausrede benutzt, um den Friedensprozeß zu stoppen. Ich möchte ihnen sagen, dass Nelson Mandela auch als Terrorist bezeichnet wurde, aber heute ist er Präsident von Südafrika. […] Ihr “Türkei-Krieg” ist nicht nur ein Krieg gegen die PKK, es ist auch ein Krieg gegen die Menschenrechte in der Türkei, es ist auch ein Krieg gegen die Arbeiter und die Freiheitsbewegungen, es ist ein Krieg gegen die Demokratie in der Türkei. Der Terrorismus wird als Vorwand benutzt, um die Rechte der Kurden und der anderen Völker in der Türkei zu verweigern. Niemand kann die Entschlossenheit der Kurden aufhalten, frei zu sein. Bijî Serok Apo!”

Nelson Mandela und Rêber Apo sind zwei Persönlichkeiten, die durch ihr Denken und ihr militantes Engagement den Lauf der Geschichte verändert haben. Sie sind zwei Revolutionäre, die, weil sie die Ideale der Demokratie und des Friedens unterstützten, von den internationalen hegemonialen Kräften verfolgt und eingesperrt wurden. Angesichts rassistischer und faschistischer Ideologien haben sie immer nach demokratischen Lösungen und Verständigung zwischen den Völkern gesucht, indem sie insbesondere die Konzepte der demokratischen Nation (Rêber Apo) und der Regenbogen-Nation (Mandela) entwickelt haben. Es waren zwei Führer, die stets glaubten, dass ihre Freiheit nur dann wahr werden kann, wenn auch ihr Volk von der Unterdrückung befreit ist.

Ihre Gemeinsamkeiten beginnen schon in der Kindheit. Beide wuchsen in einem Dorf auf, und so waren sie beide mit der traditionelle Kultur ihres Volkes eingebunden. Gleichzeitig lernten sie in den staatlichen Schulen die Unterdrückung ihres Volkes und ihrer Kultur kennen. Rolihlahla Mandela wurde von seiner Lehrerin in Nelson umbenannt. Dann verließen sie beide ihre Dörfer, um Rechtswissenschaften zu studieren, und das war auch der Beginn ihres militanten Engagements. Rêber Apo war in verschiedenen marxistischen Bewegungen tätig, bevor er 1978 die PKK gründete, während Mandela sich dem Afrikanischen Nationalkongress (ANC) anschloss, in dem er die Kongressjugend-Einheit gründete. Beide Bewegungen standen vor heftiger staatlicher Unterdrückung. Sie waren auch die Vorhut der bewaffneten Bewegungen, Umkhonto we Sizwe, der bewaffneten Abteilung der ANC, und der PKK-Guerilla. Schließlich wurden die Todesurteile auf lebenslängliche Haft auf den Inseln Imrali in der Türkei und Roben Island in Südafrika umgewandelt. Beide haben 26 und 27 Jahre lang unermüdlich Widerstand geleistet in einem unmenschlichen Gefängnis.

Gleichzeitig kämpften Millionen von Menschen auf der ganzen Welt aktiv für ihre Befreiung. Es war dieser weltweite Widerstand, der dazu führte, dass Südafrika zahlreiche internationale Sanktionen erlitt, darunter eine wirtschaftliche Blockade, die den damals von Weißen regierten Staat Südafrikas enorm schwächte. Am 2. Februar 1990 verkündete Präsident Frederic de Klerk in einer Rede im Parlament, dass Mandela freigelassen worden sei.

Am 15. Februar 2025 werden wir in das 27. Jahr der Inhaftierung von Rêber Apo eintreten, 27 Jahre, in denen er einen historischen Kampf führte, der zur Neugründung eines ökologischen Sozialismus führte, der auf der Freiheit der Frauen basierte. Die internationale Kampagne für die physische Befreiung von Rêber Apo, die nun in ihre Endphase eingetreten ist, hat auch dazu beigetragen, dieses neue Paradigma weltweit zu verbreiten und den Druck auf den türkischen Staat zu erhöhen. So konnte nach mehr als drei Jahren strenger Isolation ein Dialogprozess eingeleitet werden. Seitdem konnten drei Besuche mit Rêbertî stattfinden, was Anzeichen für eine mögliche Lösung war, wenn die geeigneten Bedingungen gegeben sind.

So wurden neue Hoffnungen geweckt. Könnte 2025 das Jahr der Befreiung sein? Was wir aus dem Widerstand von Tishreen gelernt haben, ist, dass nichts ein Volk aufhalten kann, das seine Freiheit will. Die Märtyrer der Freiheit haben die Linie gezogen, mehr denn je müssen wir den Kampf an allen Fronten verstärken, um unsere Ziele zu erreichen. Was auch immer das Ergebnis dieses Prozesses sein mag, wir werden mit Hoffnung und Überzeugung, wie Mandela und sein Volk, unseren langen Weg zur Freiheit fortsetzen.

Scroll to Top