In Solidarität mit den Gelben Westen (Gilets Jaunes) – Erklärung der Internationalistischen Kommune von Rojava
An die Gelben Westen (Gilets Jaunes), an jene die demonstrieren, die auf den Barrikaden sind und die Straßen blockieren, die ihre Schule besetzen, die streiken und alle, die sich selbst organisieren.
Wir grüßen euch als Internationalistische Kommune von Rojava, dem westlichen Teil von Kurdistan, im Norden von Syrien.
Seit mehr als einem Monat verfolgen wir mit Aufmerksamkeit den Aufstand, welcher in Frankreich (und anderen Städten in Mitteleuropa) stattfindet. Wir sind beeindruckt von der Entschlossenheit der Demonstrierenden, als auch vom Ausmass der Repression durch Polizei und Staat. Wir senden unsere Solidarität an alle, die davon betroffen sind. Aufgrund eures Widerstands, dessen Bekanntheit es bis hier hin geschafft hat, haben wir Hoffnungen für große Veränderungen, in einer Zeit, wo wir uns von einem Krieg durch den Türkischen Staat bedroht sehen.
Frankreich hat eine lange Geschichte von Aufständen und Widerstand, welche nicht nur auf die Französische Revolution und den Mai 1968 reduziert werden sollten. DieWiderstandsgeschichte schliesst auch dieBauernaufstände im Mittelalter, all die lokalen und regionalen Unabhängigkeitskämpfe gegen die Kolonisation durch den Staat, die Arbeiter*innenbewegung, den Kampf der migrantischen Arbeiter*innen, sowie dir Kämpfe in den proletarischen Viertel und die Jahrhunderte von Kämpfen von Frauen gegen das patriarchale System mit ein.
Die Pariser Kommune zeigt uns, dass die Machtergreifung durch das Volk möglich ist und ist somit eine wichtige Inspiration für Revolutionär*innen weltweit. In diesem Sinne ist der Aufruf aus Commercy, welchen wir auch geteilt haben, für uns eine Quelle von Hoffnung und ein Zeichen dafür, dass die Bewegung an den wichtigen Punkt gekommen ist, an dem die Forderungen in all ihren unterschiedlichen Formen über die Frage der „Kaufkraft“ hinausgehen, hin zur Forderung „Alle Macht dem Volk, durch das Volk, für das Volk“.
Genau das wird in diesem Moment in Rojava erprobt , indem sich die Bevölkerung gemeinsam organisiert, ohne Nationalstaat, auf der Basis von Kommunen – in einem System, welches Demokratischer Konföderalismus genannt wird.
Natürlich ist die Neuorganisierung einer Gesellschaft ohne Staat keine einfache Sache. Natürlich benötigt es Zeit, Einsatz und Bildung, aber gleichzeitig erfüllt es uns auch mit der grössten Freude.
Wir müssen einen Weg finden, wie wir wieder in einer freien Gesellschaft leben können. Tausende Menschen werden die vergangenen Tage, die sie auf den Plätzen, Autobahnen, Straßen oder in den blockierten Schulen verbracht haben, als wichtige und einzigartige Momente in Erinnerung halten.
Die Kinder werden noch Monate davon reden. Warum? Weil in diesem Zusammenkommen Gesellschaftwieder aufersteht. Die Menschen entdecken, was es bedeutet auf eine kommunale Art und Weise zu leben.
Um ein kommunales Leben zu erreichen, ist es notwendiger den je, den Mythos des Nationalstaats zu vergessen. Dieser verspricht eine falsche republikanische Einheit. Wir müssen die Grenzen einreißen, die uns trennen und gleichzeitig die Fähigkeit entwickeln die verschiedenen und migrantischen Identitäten miteinzubeziehen und unsere Kulturen und “regionale Sprachen” mit neuem Leben zu füllen. Als Frauen müssen wir uns zurückholen, was uns genommen wurde, oder wir sollten uns Gehör verschaffen und uns in allen Teilen der Gesellschaft beteiligen.
Wir müssen ein alternatives ökonomisches System aufbauen, sozialistisch, kontrolliert und geführt von den Menschen, auf der Basis von kooperativer Produktion, selbstbestimmt und ökologisch, ohne Ausbeutung der Menschen und der Natur.
Letztendlich, als Jugend, mit dem Geist des Widerstands, müssen wir der Motor einer Bewegung werden, die keine Kompromisse akzeptiert.
Die ganze Welt hat begriffen, dass Gewinnen für die Bewegung weder eine miese Erhöhung des Mindestlohns, noch die Steigerung der Kaufkraft ist. Gewinnen heisst über diese Forderung hinaus zu gehen, ein anderes System der Selbstorganisierung aufzubauen und fassbare alternative Strukturen zu schaffen. Gewinnen heisst, sich den Widersprüchen zu stellen. Etwas zu versuchen, zu scheitern und wieder versuchen. Gewinnen heisst, niemals die Hoffnung zu verlieren, dass wir uns aus den unterdrückenden Strukturen emanzipieren können, dass wir frei leben können.
Solidarität mit den Gelben Westen und all jenen, die in Frankreich und überall auf der Welt Widerstand leisten.
Nieder mit dem türkischen Faschismus
Bijî Berxwedana France! Bijî berxwedana Rojava!
Bijî Rêber Apo!
Jin Jiyan Azadî!
Internationalistiche Kommune aus Rojava