Die Verteidigung der Revolution

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In den letzten Jahren hat die Frau, die in den Mittelpunkt der Gesellschaft rückt, den größten Eindruck von der Revolution in Rojava hinterlassen. Die Frau, die in den autonomen revolutionären Volks- bzw. Gesellschaftsverteidigungseinheiten, besonders in der YPJ, der Vernichtung der Menschen durch den faschistischen Angriff der Türkei, sowie den Angriffen von Daesh, Al Nusra, FSA und vielem mehr widerstanden hat, ist zur Hoffnung vieler Menschen geworden. Es ist die Frau, die hier in Nord-Ostsyrien – eingeschlossen Rojava – die Vorreiterrolle eingenommen hat und mit ihrem ganzen Leben für eine Revolution kämpft. Eine Revolution, die eine Perspektive für den ganzen Mittleren Osten darstellt, jenseits von einem staatlichen, einem unterdrückten Leben.
Verteidigung wird in der Revolution als eine gesellschaftliche Realität verstanden, als eine Notwendigkeit. Das die Revolution in Rojava fortbesteht, liegt auch in den Händen jedes Menschen, jeder Familie, jedes Dorfes. Doch die klassische unterdrückte Frau wurde ihrer Selbstverteidigung beraubt. Mit dieser Realität kämpfen hier in Rojava alle Revolutionärinnen Tag für Tag, um gemeinsam eine Perspektive, eine Freiheit zu gewinnen.

Um die Verteidigung der Gesellschaft in Rojava zu organisieren, kommen die Menschen hier zusammen und realisieren eine Vielzahl an Errungenschaften. Es werden Bildungen, Treffen, Diskussionen und Ideen zusammengebracht. Im Angesicht des Versuchs der Türkei Rojava zu vernichten, kann die Antwort der Revolutionärinnen nur vollste Entschlossenheit sein, wie sie auch Sehids wie Arin Mirkan gezeigt haben. Wir sehen Tag für Tag all die Mühen, die viele für die Revolution auf sich nehmen.

Wir sind zu einer Waffenbildung in der Gesellschaft gegangen, die für die Frauen eines Dorfes nahe Dêrîk organisiert wurde, und haben mit ihnen diskutiert, wie Selbstverteidigung verstanden werden kann. Wir haben an der Seite der Frauen gesessen und mit ihnen geredet und gelacht, als einige nach und nach gelernt haben mit einer Kalaschnikow zu schießen. Jede hat sich unterschiedliche Gedanken gemacht, bevor sie zu der Bildung gegangen ist, aber ihnen gemein ist die Haltung alles Notwendige wissen und können zu wollen, um die Revolution zu verteidigen. “Wir lernen um unsere Heimat, unsere Revolution zu verteidigen. Die Situation ist hier gerade nicht so, aber wenn der Feind kommt werden wir nicht gehen.”
Sie diskutieren darüber wer ein Lied singen soll, um die Moral aller zu erheitern. Moral, also die Motivation, aber auch das Leben in gesellschaftlichen, revolutionären Werten, wird als etwas von entscheidender Wichtigkeit betrachtet.
Auch junge Frauen nehmen an der Bildung teil. Viele haben Schwierigkeiten an sich zu glauben, doch die Gruppe besteht gegenseitig darauf, dass alle Erfolg haben werden. Am Ende diskutieren alle über die Fehler die gemacht wurden, aber lachen auch über sich selbst.
Die Frau organisiert sich in der Revolution in jedem Bereich auch autonom, so hat sie die Gelegenheit ihre eigenen Methoden und Gedanken zu erschaffen. Vor allem kommt es darauf an die eigene Überzeugung herzustellen: “Manchmal wurde gesagt wir sollen zu Hause bleiben, wir könnten nur Hausarbeit machen, aber wir lernen jetzt auch andere Sachen. Wir können jetzt alles. Wir können Hausarbeit machen, aber wir lernen auch schießen. Es gibt nichts was wir als Frauen nicht auch machen können.” Und so ist es bei Vielen, die jetzt jeden Tag für die Revolution all ihre Mühe und Arbeit organisieren. Sie nehmen am Meclis – der Organisation von Kommunen – teil, lernen sich ideologisch aber auch mit Waffen zu verteidigen und erschaffen ein Gemeinsam-sein in der Gesellschaft, dass auf Freiheit beruht.

Es wird auch diskutiert, warum die Anderen im Dorf nicht zur Bildung gekommen sind. Es gibt viele Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt. Einige Familien wollen nicht das die Frauen an der Verteidigung der Revolution teilnehmen. Andere glauben nicht an sich selbst, dass sie das lernen können. Eine der jungen Frauen schildert, dass es für sie eine Freude war eine militärische Bildung zu sehen, weil sie gesehen hat was sie alles schaffen kann und auch wegen dem guten Verhältnis unter den Frauen. Viele junge Frauen werden immer noch von ihren Familien zurückgehalten und möchten dann nicht an der Bildung teilnehmen.
Diejenigen die weniger an sich glauben, aber dennoch gekommen waren, gewinnen durch die Bildung an Selbstvertrauen. Es ist eine Wahrheit in der Revolution, die wir hier finden: der ständige Kampf mit der eigenen unterdrückten Persönlichkeit für die Werte der Frauenrevolution. Das ist auch die Perspektive die Abdullah Öcalan für die Revolution in Kurdistan, aber auch allgemein gegeben hat: Der schwerste Kampf ist der mit sich selbst, mit der verinnerlichten Unterdrückung.

In vielen Familien gibt es bereits einige Sehids, Märtyrer*nnen, die im Kampf gegen den faschistischen türkischen Staat oder gegen Daesh oder andere Angriffe gefallen sind. Der Krieg hat Nord-Ostsyrien schon für lange Zeit erschüttert und es wird auch nicht langfristig ruhig bleiben, wenn sich die Revolution nicht im ganzen Mittleren Osten ausbreitet und der verfluchte Knoten, den die Welt über den Mittleren Osten geschraubt hat, nicht auf eine demokratische Art löst. Mich als Internationalistin aus Europa fragen die Menschen hier, egal wohin ich gehe: Warum bist du hier? Warum kämpfst du nicht in deiner Heimat? Aber wir können sagen, dass die Lösung des Mittleren Ostens für uns auch unsere eigenen Wahrheiten aufzeigt. Hier in Mesopotamien, der Wiege der Menschheit, sehen wir wie jetzt Frauen wider zusammen kommen und beschließen, dass sie es sein werden, die eine Lösung darstellen werden. Wenn ich sage, dass die Revolution jetzt und hier Realität ist und es hier eine große Suche nach einer gesellschaftlichen Wahrheit gibt, dann akzeptieren das die Frauen auch als Grund für mich hier zu sein. Die Mütter, die jungen Frauen, alle nehmen hier eine Rolle in der Revolution ein, die die ganze Welt beeinflussen wird. Wir hätten uns wohl vorher kaum vorstellen können wie es einmal sein wird unsere Mütter so entschlossen zu sehen, bereit alles Notwendige zu lernen, um die Errungenschaften der Frauenrevolution zu verteidigen. Doch in Rojava ist es Realität geworden.

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