Wir die Internationalistische Kommune veröffentlichen hier ein Erinnerungsvideo von Freund*innen von S. Bager (Michael Panser) über sein Leben und seine Suche nach Wahrheit.
“Unser Freund, Sohn, Bruder und Genosse Michael Panser oder für die meisten einfach nur Micha wurde als Guerilla in den freien Bergen Kurdistans am 14. Dezember 2018 vom türkischen Militär getötet.
Unsere Herzen sind voller Feuer und Schmerz, unsere Köpfe voller Erinnerungen. Micha war ein Freund, der uns vor allem mit seiner unersättlichen und euphorischen Suche nach Wahrheit in Erinnerung bleibt. Seine Suche und Neugier für revolutionäre Befreiungsbewegungen hat ihn an viele Orte auf der Welt gebracht. Seine größte Leidenschaft war es, seine Erfahrungen und Ideen mit anderen Menschen zu teilen, zu diskutieren und Weggefährt_innen zu finden.
Antifaschismus und eine grundlegende kritische Haltung gegenüber patriarchale Machtverhältnisse waren Grundfesten seiner Persönlichkeit und so begann er schon mit 14 Jahren in den linken Strukturen wie der Antifa aktiv zu werden.
Im Jahr 2011 las Micha zum ersten Mal eine der Verteidigungsschriften Abdullah Öcalans mit dem Namen “Jenseits von Staat, Macht und Gewalt”. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis der kurdischen Freiheitsbewegung und die praktische Überwindung realsozialistischer Dogmen faszinierten Micha so sehr, dass er sich im Jahre 2012 auf den Weg nach Kurdistan machte.
Teil der Revolution zu sein, bedeutet nicht nur reden, sondern wirklich zu verändern und dabei selbst aktiver Teil der Veränderung zu sein und zu werden. Seit 2015 beteiligte er sich hauptsächlich an dem Aufbau internationalistischer Strukturen in Rojava.
Auch um sich dem Genozid an den Ezid_innen nicht nur mit Wort, sondern auch mit Tat entgegen zu stellen, beteiligte er sich an der selbstorganisierten Verteidigung Şengals in den kämpfenden Einheiten YBŞ. Auf den Spuren Zarathustras auf der Suche nach Weisheit, wahrer Freundschaft, Kampf und freien Leben.
Der Weg in die Freien Berge Kurdistans im Sommer 2017 und der Entschluss, sich der Guerilla anzuschließen, bedeutete für Micha in erster Linie, eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst. Es war die Entscheidung, einer tiefen Freundschaft zu allen Menschen. Es war die Entscheidung zu einem kommunalen Leben.
Er war bereit für diese Reise hinter die Weltränder und in die Augen zu blicken, die die Welt des Feuers zeigen, nicht die des Lichts. Und er war bereit mit ins Feuer zu gehen, wenn es die Wirklichkeit ist, anstatt weiter vom Licht geblendet zu werden. Heval Bager ließ das Gewand der Moderne wie selbstverständlich für immer zurück, sobald er sich ihrer Täuschung bewusst war. Er ging fortan mit einer Leichtigkeit, die einen freien Geist auszeichnet und einer Offenheit, die von einer neuen Gesellschaft erzählt.
Leider bist du nicht der erste und du wirst auch nicht der letzte sein, dem durch diesen Vernichtungskrieg das Leben genommen wird. Doch deine Freund_innen und Weggefährt_innen werden dafür sorgen, das der Feind der Menschheit in seinem Vernichtswillen verzweifeln wird. Er wird durch unsere Entschlossenheit und Hingabe früher oder später erkennen, dass sich die Suche nach dem würdevollen Leben nicht vernichten lässt. Es kann keine Welt ohne Verbundenheit, Liebe, Solidarität, Würde und Gerechtigkeit geben und mit diesem Selbstbewusstsein führen wir deine Suche und deinen Kampf fort.
Erinnern ist ein aktiver Prozess. Es ist der Kampf gegen das Vergessen. Denn Erinnern lässt unsere Freunde und Freundinnen in unseren Herzen lebendig bleiben.
Şehîd namirin!
Die Gefallenen sind unsterblich!”