Solidarität mit dem Widerstand gegen die Räumung der Friedel 54 in Berlin.
Die „Umgestaltung von Städten entlang von Klassenlinien“ ist ein globales Phänomen, schreibt der US-amerikanische Sozialist David Harvey. Der Kampf gegen diese Umgestaltung, so argumentiert er, sei jederzeit ein antikapitalistischer Kampf. Das Recht auf Stadt, so Harvey, sei dabei „weit mehr als die individuelle Freiheit, an urbanen Ressourcen teilzunehmen; es ist das Recht, uns selbst zu verändern, indem wir die Stadt verändern“. Sich diese „kollektive Macht, den Prozess der Urbanisierung zu gestalten“ zu erkämpfen, ist eine der wichtigsten Aufgaben, die die Linke derzeit weltweit hat.
Denn überall, von Mexiko City über Diyarbakir und Istanbul bis nach Berlin und Hamburg führen Kapital und Staat Angriffe auf unsere Städte durch. Sie bedienen sich dabei sehr unterschiedlicher Mittel: Der türkische Staat etwa greift zum offenen Massenmord, die deutschen Immobilienunternehmer und ihre politischen Repräsentanten setzen auf die durchaus sichtbare Hand des Marktes. Aber überall geht es um die Herstellung von Städten, die zum einen möglichst viel akkumulierbares Kapital abwerfen und deren Bevölkerungen zum anderen möglichst kontrollierbar, integrierbar, überwachbar sein sollen.
Der Kampf, den ihr derzeit führt, ist auch für uns wichtig. Wir verfolgen euren Widerstand mit sehr viel Sympathie. Wir sind Teil desselben Kampfes. Wir und ihr bauen Orte, von denen aus Alternativen zu patriarchaler Dominanz, Staat und Kapital weitergetragen werden können, Orte, an denen wir zusammenkommen, diskutieren, uns bilden können. Orte, an denen wir mit den Menschen in unserer Umgebung ins Gespräch kommen, unsere soziale Beziehungen rekonstruieren, die durch das Leben in kapitalistischen und patriarchalen Verhältnissen andauernd beschädigt, verzerrt und korrumpiert werden.
Was diejenigen, die mit Knüppeln, Pfeffergas, Hunden anrücken werden, und ihre Auftraggeber nicht verstehen, ist, dass sie am Ende nicht gewinnen können. Sie können versuchen, Häuser zu räumen. Aber sie können nicht unseren Willen, unsere Träume, unsere Sehnsucht nach einem besseren Leben räumen.
Wir sind überzeugt, dass eurer gemeinsamer Widerstand genau das erreichen und stärken wird, was auch die Existenz unserer Häuser und befreiten Gebiete verkörpert: ein gemeinsames Wachsen, Sammeln von Erfahrungen, das Erschaffen unserer Einheit, die darin besteht unsere Suche nach Freiheit und unser Bündnis wichtiger zu nehmen als ihr Paradigma der Angst und Vereinzelung. Was unsere Kämpfe größer und schöner werden lässt, ist die Kunst aus jedem Angriff der Feinde Bewusstsein und Kreativität zu gewinnen, um eine andere Welt zu erschaffen.
Wir wünschen euch viel Erfolg bei der Abwendung des ersten Räumungsversuchs am 29. Juni. Passt auf euch auf.
Mit revolutionären Grüßen und Respekt,
Internationalistische Kommune Rojava.